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Esports als gesellschaftliche Chance

Von Joerg Adami

Es gibt wohl kaum ein Thema, das in der aktuellen sportpolitischen Diskussion derzeit so polarisiert wie die Frage, ob Esports als Sport anerkannt werden soll oder nicht.

Die wirklich spannende Frage dahinter ist allerdings eine ganz andere. Wie gehen wir als Gesellschaft mit dem Phänomen des leistungsorientierten, wettkampfbasierten Spiels am Computer um? Unstrittig ist, dass Esports Millionen Menschen bewegt. 7,4 Millionen Deutsche, die sich als Fans bezeichnen, und über vier Millionen, die selbst kompetitiv spielen, sprechen eine deutliche Sprache. Und so groß diese Zahlen jetzt schon sind. Es ist nur der Anfang. Alle Studien der renommierten Beratungen prognostizieren jährliche zweistellige Wachstumsraten. Die Zahl der Events mit über 15.000 Zuschauern vor Ort und Millionen Zuschauern online steigt exponentiell und es gibt bereits eine Vielzahl von professionellen Ligen. Teilweise als Franchise Modell, teilweise offen für jeden Spieler. Wir können sicher davon ausgehen das in den nächsten fünf Jahren unterhalb des Profi-Bereichs eine dem Fußball vergleichbare Zahl an Amateur- und semi-professionellen Ligen folgt.

Esports ist Teil der disruptiven Digitalisierung unserer Gesellschaft. Und wie jede disruptive Entwicklung bietet sie Chancen und Risiken. Die Frage „wie gehe ich damit um“ bietet zwei Möglichkeiten: Sich mit verschränkten Armen an den Rand dieser Entwicklung zu stellen und eine „Vogel-Strauß-Taktik“ zu verfolgen, oder sich offen und konstruktiv mit dem Thema zu beschäftigen und Wege zu suchen, die Chancen zu nutzen und Risiken zu minimieren. Für Evangelos Papathanassiou und mich war die Beantwortung dieser Frage einfach. Als Väter wollen wir in den Spiegel schauen können und ehrlich sagen: „Wir haben etwas zu einer positiven gesellschaftlichen Entwicklung beigetragen.“ Wie?

Indem wir die weltweit erste „Esports-Sporthilfe“ gegründet haben. Eine Institution, in der all unsere Erfahrungen in der Förderung von Leistungssportlern und aus dem Medienbereich einfließen, und die kompromisslos nur das individuelle Wohl der Spieler im Blick hat. Dabei geht es gesellschaftspolitisch im Wesentlichen darum, über die Top-Athleten der Szenen positiv in die Millionen-Zielgruppe der Gamer zu wirken. Die Leidenschaft der Spieler für Erfolg ernst zu nehmen und ihnen aufzuzeigen, dass sie besser und erfolgreicher werden indem sie, analog zu den klassischen Athleten, nicht nur spielen sollten, sondern es einfach dazugehört, sich gesund zu ernähren, physisch fit zu sein und als echtes Vorbild werteorientiert zu handeln.

Die esports player foundation bringt das Know-How aus der traditionellen Sportförderung in den Esports. Unsere Mission lautet “enable talents to live their dreams and serve as role models”. Jungen Talenten wird durch die Planung dualer Karrieren, die Professionalisierung des Trainings und die Vermittlung einer verantwortungsvollen Lebensweise ermöglicht, das Risiko einzugehen, eine Esports-Karriere zu verfolgen; etablierte Spielerinnen und Spieler erhalten Karrierehilfen und insbesondere Unterstützung für ein erfolgreiches Berufsleben danach. Im Gegenzug wirken die Athletinnen und Athleten, die Spitzenleistungen erbringen, entsprechend an ihre Fans und in der Breite in die Gaming Community als Vorbilder zurück. Unter anderem wird die Förderung enthalten:

  • Finanzielle Unterstützung wo notwendig (Stipendien, aber auch Reisekosten-Zuschüsse, Ausstattung etc.)
  • Physische und mentale Fitness, Ernährungsberatung, sportmedizinische Untersuchung
  • Duale Karriereplanung, Vereinbarkeit von Schule, Studium und Beruf mit einer Esports-Karriere
  • Networking mit Eliten aus Sport, Kunst, Literatur, Musik und Wissenschaft
  • Beratung in vertraglichen und finanziellen Bereichen, Medienschulungen
  • Elternaufklärung und -beratung über Esports und Karrierepfade

Die esports player foundation ist eine Not-for-Profit Organisation, Plattform-übergreifend und Spiel-agnostisch: Voraussetzung für die Förderung ist, dass ein kompetitives Wettkampfsystem existiert. Talente werden primär nach Leistung, aber auch nach Werten ausgewählt: performance, respect, fairplay. Dabei orientiert sich die „epf“ an der Exzellenz- Förderung – der Sport ist hier ein sehr gutes, aber nur ein Beispiel. Die Foundation ist also eine Ergänzung und komplementär zur Deutschen Sporthilfe, die im olympischen Sport und neuerdings auch darüber hinaus Herausragendes für Deutschland leistet.

Die esports player foundation erkennt die Leidenschaft und Passion von Millionen Gamern an und sieht es als Chance, den besten unter ihnen auf dem Weg zur internationalen Klasse zu helfen. Von so entstehenden Vorbildern profitiert die ganze Gesellschaft, indem Werte wie Leistungsbereitschaft, Disziplin und Ehrgeiz, aber auch Fairplay, Respekt und ein gesunder Lebensstil vorgelebt werden.

Finanziert wird die esports player foundation durch das Engagement von Wirtschaftspartnern, die Verantwortung im Esports übernehmen und helfen, die Passion von Millionen Gamern positiv zu nutzen, indem sportliche und menschliche Werte durch erfolgreiche Spielerinnen und Spieler als Vorbilder in die Gesellschaft getragen werden.

Auf diese Weise werden Gamer und Esportler nicht ausgegrenzt, sondern in die Verantwortung genommen. Völlig unabhängig davon, ob Esports nun als Sport gesehen wird oder nicht: Auch hier muss es Vorbilder geben, auch hier müssen diese mehr tun, als sich um ihre individuellen Karrieren zu kümmern, und auch hier gehört Exzellenz zum Wohle unserer Gesellschaft gefördert.

Foto: Hendrik Schmidt / dpa

 

 

Joerg Adami ist Co-Founder der Esports Player Foundation.

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