DOG Spitzensport Summit 2019
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DOG Summit 2019 – Sport als Medizin, Medizin für den Sport

München

Zum 5. Spitzensport-Summit der Deutschen Olympischen Gesellschaft lud die Stadtgruppe München diesmal in die geschichtsträchtige VIP-Lounge des Münchner Olympiaparks statt. Zum Thema „Sport als Medizin – Medizin für den Sport“ diskutierte eine illustre Runde vor knapp 100 Gästen aus Politik, Vereinen und Medizin über das spannende und spannungsgeladene Verhältnis von Spitzensport und Gesundheit.

Nach der Begrüßung der Anwesenden durch Alexander von Stülpnagel und durch Marion Schöne, Geschäftsführerin der Olympiapark München GmbH, zeigte der Präventiv- und Rehabilitiv-Mediziner Prof. Dr. Martin Halle von der Technischen Universität München (TUM) mit seinem Key-Note-Vortrag „Vom Leistungssport lernen – Sport als Medizin“ auf ganz eindrückliche Weise auf, wie wichtig sportliche Betätigung für die Gesundheit des Menschen generell sowie für Therapie von Patienten ist. Eine seiner Kernbotschaften zum Training: „Je höher die Intensität, je mehr Muskelfasern werden angesprochen, je höher ist die Verbesserung der Leistungsfähigkeit, aber nicht nur das, ich lebe auch länger.“ So kann die Wahrscheinlichkeit von herzkranken Patienten an ihrer Erkrankung zu sterben durch adäquates Intervall-Training (z.B. HITT (High Intensity Intervall Training) um bis zu 50 Prozent sinken. Zur Erhaltung und Pflege der Muskelfasern genüge es in der Regel, 20 Minuten pro Tag zügig spazieren zu gehen. Ein Hinweis, der so manche Zuhörer zum Nachdenken brachte und vielleicht ja sogar zu guten Vorsätzen für 2020 animierte. Stadtgruppen-Vorstand von Stülpnagel gab gerne das Versuchskaninchen, um mit Prof. Halle ganz praktisch Bewegungsübungen vorzuführen.

In der anschließenden, von der bekannten BR-Sportfachfrau Julia Scharf sehr kompetent moderierten Podiumsdiskussion debattierten FC-Bayern-Fußballerin Nicole Rolser, Sportmediziner Halle, Sportpsychologin Dr. Rita Regös vom OSP München, Dr. Eva-Maria Schneider, Vizepräsidentin des Deutschen Tennis Bundes und der sehr spitzensporterfahrene Knie-Chirurg Dr. Ernst-Otto Münch angeregt und auch teilweise kontrovers zum Thema.

Anfangs ging es vor allem um die Frage, welches Verhältnis Leistungssport und Gesundheit zueinander eigentlich haben. Hier war der Grundtenor, dass sich Leistungssport heutzutage im Grenzbereich der menschlichen Leistungsfähigkeit abspielt, was die Gesundheit des Sportlers eher beeinträchtigt als fördert. So sagte Dr. Ernst-Otto Münch: „Da ist Leistungssport auf höchstem Niveau und Gesundheit vielfach nicht direkt unter einen Hut zu bringen.“ Dr. Münch, der das deutsche Winterolympiateam viele Male als Mannschaftsarzt zu Olympischen Spielen begleitete, berichtete, dass etwa im Ski-Sport 30 Prozent der Weltcupfahrer verletzungsbedingt nicht an allen Rennen teilnehmen können. Bayern-Stürmerin Nicole Rolser erklärte, dass das Trainingspensum von Hochleistungssportlern manchmal zu hoch ist: „Ich würde manchmal auch sagen – Weniger ist Mehr.“ Keynote-Speaker Halle kritisierte in diesem Zusammenhang auch den Marathonlauf in Wien, der eigens dafür ausgelegt worden sei, um eine Zeit unter zwei Stunden zu ermöglichen. „Das ist nichts, was vom gesundheitlichen Aspekt noch irgendeine Bedeutung hat.“

Neben der Kritik an dieser Entwicklung wurde aber auch gezeigt, dass die Erkenntnisse und Instrumente der Sportmedizin, die der Steigerung der Leistungsfähigkeit der Athleten dienen, auch den sportlich weniger aktiven Menschen und sogar den sogenannten Anti-Sportlern zu Gute kommen. „So ermöglichen minimalinvasive Operationsmethoden deutlich kürzere Rekuperationszeiten als früher“, erläuterte Münch.

Einhelliger Meinung waren die Experten darüber, dass dem Athletiktraining im Leistungssport eine enorme Bedeutung zukommt. „Die Athletik ist die absolute Basis“, so Dr. Eva-Maria Schneider. Kinder würden durch ein frühes Heranführen an sportliche Aktivität zudem lebenslang profitieren. Dies beschränke sich nicht nur auf den gesundheitlichen Nutzen. „Der Sport mit Kindern und Jugendlichen kann helfen, Krisen zu bewältigen, was man nicht mit Mathematik, Latein und Geschichte hinbekommt“, so Professor Halle, und der Schulsport schon deshalb finanziell gefördert werden müsse. DTB-Vizepräsidentin Schneider ergänzte hier, dass es auch dringend notwendig sei, mehr Flächen zum Spielen und zum Sport treiben bereitzustellen. Außerdem müsse den Sportvereinen mehr Anerkennung für Ihre Arbeit zuteilwerden.

Auch die Frage, wie Menschen motiviert werden können, mehr Sport zu treiben beschäftigte die Runde. Laut Schneider wird es immer schwieriger, Menschen überhaupt zum Sport zu bewegen. Neben der Politik wurde auch die Bedeutung der Medien für die Förderung des Sports hervorgehoben. Es wurde fast einhellig eine vielfältigere Berichterstattung über das Sportgeschehen im medial oft sehr einseitigen Fußball-Deutschland gefordert. Sportpsychologin Dr. Regös animierte die Medien dazu, auch mehr über den Weg eines Sportlers zu seiner olympischen Medaille zu zeigen statt es nur bei der Darstellung der Ergebnisse zu belassen. Dies würde auch helfen, die Werte des Sports jenseits von Spitzenleistungen hervorzuheben. „Je mehr der Mensch über den Sportler weiß, desto mehr interessiert ist er am Sport“, folgerte Schneider.

Was Kinder und Jugendliche im Leistungssport betrifft, so stellte sie heraus, dass es auf der einen Seite die intrinsisch motivierten Sportlerinnen und Sportler gibt, deren Eltern man in ihrem Ehrgeiz eher bremsen müsste. Es gäbe auf der anderen Seite aber auch die Kinder und Jugendlichen, die keine oder nur wenig Unterstützung von zu Hause erfahren, überhaupt Sport zu treiben. Da komme dann der Vereinsarbeit eine Schlüsselrolle zu. „Ein Trainer, der engagiert ist und die Kids mit guten Ideen mitnimmt, hat einen vollen Platz“, berichtete sie in Bezug auf ihre Sportart Tennis.

In Hinblick auf die Olympischen Spiele kritisierten Dr. Münch und Prof. Halle vor allem den zunehmenden Gigantismus der Spiele. Halle sieht in diesem Kontext die Sportfunktionäre zu weit weg vom Zeitgeist à la „Fridays for Future“ und plädierte in Bezug auf die Organisation der Olympischen Spiele provokant dafür, dass die Olympischen Spiele von der jungen Generation organisiert werden sollten. „Alles nur noch bis 40 Jahre und die sollen es machen“, so Prof. Dr. Halle. Sportpsychologin Regös würde die Werte des Sports gerne weiter im Vordergrund der Olympischen Spiele sehen.

Die Podiumsdiskussion kam mit der anschließenden Fragerunde zu ihrem Ende. Hier meldete sich unter anderem der Sportmediziner Dr. Helmut Pabst zu Wort und betonte die Notwendigkeit den Schulsport mit der „täglichen Sportstunde“ zu stärken und den Schulterschluss mit den Elternverbänden zu suchen – ein weiteres Thema, das auch mal Anlass für eine Talkrunde im Summit-Format oder aber auch im jüngeren Kamingespräch-Format der DOG München sein kann.

Aktuelle Berichte und Termine der DOG-Stadtgruppe München finden sich unter www.dog-muenchen.de. Schauen Sie gerne mal vorbei!

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