Toleranz, Fair Play und respektvolles Miteinander ist die große Stärke des Sports
Ein Beitrag von MAKKABI Deutschland e.V. [ALLGEMEIN | GESELLSCHAFT]
Nach Halle und Hanau ist die Stimmung im Land angespannt und bedrückt. Rechtsextremes, antisemitisches und menschenfeindliches Gedankengut jeder Art endet immer öfter in Gewalttaten und Terroranschlägen. Dies schockiert und macht traurig. Traurig über einen erschreckenden Wandel in unserer Gesellschaft, der an vergangene Zeiten erinnert. Auch im Sport schlägt sich menschenfeindliches Verhalten immer öfter nieder. Anfang Februar wurde Hertha BSC Spieler Jordan Torunarigha bei einem Bundesligaspiel mit Affenlauten beleidigt. Das zeigt einmal mehr, wie schwer das Thema Rassismus vor allem auch im Fußball wiegt.
“Die Vorfälle, die wir mit Antisemitismus erlebt haben, die sind für mich eine Katastrophe”, sagte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes Fritz Keller in einem Interview mit dem WDR.
In allen Lebensbereichen und vor allem im Sport sind Hass und rechte Hetze in jeglichen Formen vollkommen und ohne Umwege inakzeptabel. Einen Meilenstein in der Bekämpfung von Rechtsextremismus und ein Zeichen für Integration und Vielfalt setzten die Fans am 20. Februar 2020 während des Eintracht Frankfurt Spiels gegen Red Bull Salzburg in der Europa League. Nachdem die Schweigeminute zum Gedenken an die Toten des Hanau-Attentats gestört wurde, haben die Eintracht-Fans eindrucksvoll reagiert. Mit dem donnernden Statement „Nazis raus! Nazis raus!“ brüllten sie der Entwürdigung entgegen und animierten so die knapp 47.000 Stadionbesucher. Ein großer und überwältigender Moment, der nicht nur jeden einzelnen anspricht, sondern Massen bewegt und ganz Sportdeutschland zur Verantwortung zieht. Die Vermittlung von demokratischen Werten wie Toleranz, Fair Play und respektvolles Miteinander ist die große Stärke des Sports und ein essentieller Baustein zur Bekämpfung von Rechtsextremismus.
„Im Sport ist keinerlei Platz für Hass, Intoleranz und Ausgrenzung! Die Deutsche Olympische Gesellschaft (DOG) und MAKKABI Deutschland legen Wert auf das kollegiale Verhalten der Mitglieder. Der Respekt vor dem Mit- und Gegenspieler steht an höchster Stelle, unabhängig von kultureller, sozialer oder religiöser Herkunft“, sagt Alon Meyer, Präsident des jüdischen Turn- und Sportverbandes in Deutschland.
Wir sind der festen Überzeugung, dass eine Gesellschaft aushalten soll, muss und kann, dass Menschen unterschiedlich sind. Es ist der richtige Weg, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Deutschland vielseitig und bunt ist. Wir sollten Dialoge mit Menschen aus verschiedenen interreligiösen und interkulturellen Kontexten fördern und vertiefen und eine bessere Welt schaffen, in der wir uns auf Augenhöhe begegnen. Wir sollten uns weigern, uns einer Gesellschaft anzupassen, die gegeneinander und nicht miteinander arbeitet, und unsere Stimme für uns und andere erheben.
Als Verband mit besonderen Aufgaben im Deutschen Olympischen Sportbund ist es genau diese Aufgabe, die MAKKABI ausmacht: Haltung gegen Antisemitismus, Rassismus und jegliche Art von Fremdenfeindlichkeit zeigen und sich auf respektvoller Ebene begegnen. Als zukünftiges Mitglied der DOG nutzt MAKKABI den Sport als ideales Werkzeug, um Brücken zu bauen und die Vermittlung von demokratischen Werten wie Integration, Inklusion und den Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus zu fördern.
Seit 1965 ist MAKKABI Deutschland als einziger jüdischer Turn- und Sportverband und mittlerweile 38 Ortsvereinen Mitgestalter des Sportgeschehens in Deutschland. Der Verband hat es sich zum Ziel gemacht, neben der Vermittlung traditioneller jüdischer Werte, Identitäten und Bewusstsein auch ein über den Sport hinausgehendes Gefühl der Zusammengehörigkeit jüdischer Sportler*innen weltweit zu bestärken. Es wird viel Wert auf das kollegiale Verhalten der Mitglieder auf und neben dem Sportplatz gelegt. Respekt vor dem Mit- und Gegenspieler steht an höchster Stelle. So ist auch die Verständigung zwischen Juden und Nichtjuden mit Hilfe des Sports ein Schwerpunktthema bei MAKKABI. Sport ist offen für alle und möchte eine positive, nicht nur sportliche Veränderung herbeiführen. Sport kann aber noch viel mehr. Sport verbindet, das ist schon lange kein Geheimnis mehr. Umso wichtiger ist es, dies noch weiter in die Öffentlichkeit zu tragen, Vorurteile aus dem Weg zu räumen und Botschafter des Guten zu generieren. Es ist schon ein kleiner Schritt getan, wenn die Gesellschaft erkennt, welches wertvolle Gut wir nach 1945 geschaffen haben und rassistische, antisemitische und menschenfeindliche Vorfälle der Vergangenheit angehören.
großes Foto oben:
Alon Meyer: Diplomkaufmann im Immobilienbereich tätig, seit 1995 im Makkabi-Vorstand, seit 2007 Präsident des TuS Makkabi Frankfurt 1965 e.V., zuvor 10 Jahre als Jugendleiter Fußball sowie 7 Jahre als lizenzierter Fußballtrainer tätig. Außerdem seit 2013 Präsident des Dachverbandes MAKKABI Deutschland e.V., Gemeinderatsmitglied der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main K. d. Ö. R. und dort Vorsitzender der Liegenschaftskommission sowie Mitglied in mehreren Stiftungen.
Foto links:
Patricia Schikore: Sportwissenschaftlerin M.A., seit 2019 Sportreferentin bei MAKKABI Deutschland e.V.