Die Olympischen Spiele in Peking sind Geschichte!
von Hans-Joachim Lorenz [RINGE]
Es waren Spiele von Macht und Geld unter nicht-olympischen Umständen; Athleten in einer Blase ohne jeglichen Kontakt zu den Menschen in der Stadt, die Ausrichter war.
Sportler aus aller Welt haben den Widrigkeiten zum Trotz Großartiges geleistet.
Deutschland als Nummer 2 nach Norwegen konnte hoch zufrieden sein.
Dennoch- drei Viertel der Medaillen wurden im Eiskanal errungen. Im Rodeln, beim Skeleton und im Bob waren die deutschen Sportler:innen unschlagbar . Defizite z.B im Biathlon waren unübersehbar trotz Gold durch Denise Herrmann und Bronze in der Damenstaffel sowie einigen guten Plazierungen. Die Herren aber kehrten seit 2010 erstmals ohne Medaille heim. Insgesamt hat sich das deutsche Team in dieser ehemaligen Paradedisziplin etwas von der durch Norwegen dominierten Weltspitze entfernt.
Thema Eisschnelllauf : Deutschland, einst führend in der Welt, erzielte das beste Ergebnis durch Claudia Pechstein , die in diesen Tagen 50 Jahre alt wird, mit einem 9.Platz im Massenstart. In ihrer einstigen Paradedisziplin, über 3000 Meter wurde die 5fache Olympiasiegerin Letzte. Dabei war allein schon ihr Start bemerkenswert, war doch im Nachwuchsbereich niemand besser qualifiziert. Dabei hat Deutschland mit den Trainingszentren in Erfurt, Inzell und Berlin herausragende Möglichkeiten. Hier ist umfassend anzusetzen, strukturell wie personell.
Dennoch-Deutschland hat mit 12 mal Gold, 10mal Silber und 5mal Bronze hervorragend abgeschnitten ! Glückwunsch an alle, die im Team beteiligt waren!
Die Spiele in Peking waren, anders als von IOC Präsident Thomas Bach behauptet, hoch politisch. Es war die Demonstration einer aufstrebenden Weltmacht, dass es nichts gibt, was nicht geht. Winterspiele in der Nähe von Peking, als erster Stadt, die Sommer- wie Winterspiele ausrichten durfte und das auch noch in einem Gebiet, das durch nichts für Wintersport ausgewiesen war.
Das Wasser für die im Dauereinsatz befindlichen Schneekanonen wurde durch 60 km Leitungen an die Austragungsgebiete gepumpt, und das in einem Gebiet in dem Wassermangel vorherrscht. Nachhaltigkeit wie vom IOC propagiert, Fragezeichen ?
Man rechnet in der Nachnutzung mit rund 300 Millionen Wintersportlern. China soll Wintersportnation werden. Ein riesiges Geschäft für die Produzenten!
Macht und Geld dominierten olympische Werte. Völkerverständigung mit den Menschen des Ausrichterlandes wurde konsequent unterbunden, unabhängige Berichterstattung jenseits des Sports stark behindert. Fragen von Athleten nach den Menschenrechten wurden schon im Vorfeld der Spiele mit Strafandrohung belegt.
Der Olympische Geist blieb auf der Strecke!
Noch 2008 hatte man als Folge der Sommerspiele In Peking eine Öffnung Chinas erhofft. Das Gegenteil traf ein!
China nutzte die Spiele für Propaganda in eigener Sache.
Fast pervers, daß ausgerechnet eine Uigurin benutzt wurde, die olympische Flamme zu entzünden, um der Welt glauben zu machen, daß man mit ihrem Volk gut und respektvoll umgeht, quasi eine Leugnung von menschenrechtsverletzenden Umerziehungslagern. Grenzwertig auch, daß Parteichef Xi Jinping während der Eröffnungsfeier Beifall klatschte, als die kleine Delegation aus Hongkong das Stadion betrat, dort, wo er mit aller Brutalität die demokratische Opposition im Stadtstaat niederschlagen lies. Noch am Eröffnungstag der Spiele wurde dort ein Oppositioneller verhaftet und inhaftiert .
Insgesamt Schweigen vom IOC und Thomas Bach, der vor allem die gute Organisation lobte. Organisation ist das Eine, Sinn und Zweck der Spiele das Andere. Der olympische Geist war eine Fata Morgana!
Die Europäer und auch wir Deutsche sollten aber unsere moralischen Einwände überdenken. München z.B hatte die Möglichkeit noch vor Peking als erste Stadt nach den Sommerspielen 1972 auch diese Winterspiele auszurichten. Doch die Bevölkerung von Garmisch-Partenkirchen und dem Berchtesgadener Land war mehrheitlich dagegen, auch wegen der zu hohen Anforderungen des IOC. Die skandinavischen Staaten hatten ebenfalls abgewinkt. Das Prinzip des IOC, Ausgaben zu sozialisieren und die Gewinne zu privatisieren, kann auf die Dauer nicht aufgehen, selbst wenn der größte Teil der Gelder den Weltsportverbänden zu gute kommt. Das IOC ist gefragt sich dieser Herausforderung für nachhaltige und bezahlbare Spiele zu stellen.
Freuen wir uns nun auf Italien mit Mailand und Cortina 2026 ohne die in Peking wahrgenommenen Defizite, damit der Olympische Sport gewinnt.
Hans-Joachim Lorenz ist Vizepräsident Kommunikation / Werbung der Deutschen Olympischen Gesellschaft e.V. (DOG)