FIFA Kongress 2018 in Moskau - Der russische Praesident Wladimir Putin begruesst die FIFA
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Sport und Politik – zwei Seiten einer Medaille

von Hans-Joachim Lorenz [ALLGEMEIN | GESELLSCHAFT | HISTORIE]

Sport und Politik sind untrennbar miteinander verbunden, auch wenn das seitens des Sports gerne verleugnet wird.

Der Sport ist ein wesentlicher Bestandteil der Gesellschaft, weltweit. Daher ist es folgerichtig, daß die Gemeinschaft des Weltsports den brutalen, völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine vereint mit allen nur möglichen Mitteln sanktioniert.

Das IOC mit Präsident Thomas Bach, sich vor wenigen Tagen in Peking um jegliche politische Stellungnahme zum Thema China und Menschenrechte drückend, hat nun eine längst überfällige Kehrtwende vollzogen und den Weltsportverbänden empfohlen, jeglichen Kontakt zu Russland abzubrechen.

Konsequent hat in diesem Zusammenhang auch das Internationale Paralympische Komitee Russland und Belarus nach einigem Hin und Her von den Paralympischen Spielen in Peking ausgeschlossen. Aber es bedurfte erst der Drohung von Athleten und Verbänden die Spiele zu boykottieren, um auch hier ein Umdenken zu bewirken.

Auch die anderen großen Sportverbände Fifa und UEFA von der Weltsportart Nr.1, dem Fußball ,haben sich positioniert. Russland darf nicht an der WM in Katar teilnehmen, die russischen Vereine sind von den europäischen Wettbewerben ausgeschlossen worden.

Das Endspiel in der Champions League wurde von St. Petersburg nach Paris verlegt. Die Trennung der UEFA von Hauptsponsor Gazprom, immerhin mit 48 Mio. Euro dotiert, ist konsequent. So auch der Schritt von Schalke 04 diesen Schriftzug vom Trikot zu nehmen und das in einer Situation, da der Verein finanziell angeschlagen ist. Unter diesen Umständen den Hauptsponsor zu kündigen, ist respektabel und bemerkenswert. Das gilt auch für den Erzrivalen BVB, der nicht nur Hilfe in Aussicht gestellt hat, sondern auch Unterstützung durch die DFL einfordert. Ein seltenes Beispiel von Solidarität und das in einer Sportart, in der es um sehr viel Geld geht.

Auch im Basketball und im Eishockey wurde jeweils ein Boykott verhängt, letzteres wird den Rekordweltmeister besonders schmerzen.
Sport und Politik – das ist häufig eine sehr emotionale Verbindung. Gegenseitig werden die Probleme übertragen, nicht selten löst das große Debatten aus.

Das ist so seit 1936, den von Hitler mißbrauchten Spielen von Berlin – einer regelrechten Vergewaltigung der olympischen Idee.

Erinnern wir uns an die Zeit des Kalten Krieges in der der Sport systemimmanent  die Überlegenheit des eigenen Systems dokumentieren sollte, bis hin zum Staatsdoping, um die Siegeschancen zu verbessern. Olympia 1968. Die Spiele wurden durch eine politische Demonstration erschüttert, als bei der Siegerehrung zum 200 Meter Lauf Olympiasieger Tommi Smith und der Dritte John Carlos ihre Faust mit schwarzen Handschuhen in den Himmel reckten. IOC Präsident Avery Brundage stufte das als „üble Demonstration gegen die amerikanische Flagge durch Neger“ ein und veranlasste den Ausschluss der Sportler aus der Mannschaft. Später revidierte das IOC  diese Einschätzung, „es handelte sich um einen stillen Protest gegen die Behandlung schwarzer Amerikaner“.

Unvergessen: München 1972 mit dem Überfall der palästinensischen Terrororganisation Schwarzer September auf die israelische Olympiamannschaft . Die Auseinandersetzung um das Existenzrecht Israels hatte den Olympischen Frieden erreicht und zerstört. Elf israelische Sportler wurden ermordet, fünf Angreifer und ein Polizist fanden den Tod. „The games must go on“ sagte IOC Präsident Brundage.
Die fröhlichen Spiele von München wurden stille Spiele.

Olympische Spiele 1980: Die USA und die westliche Welt boykottierten die Spiele von Moskau wegen des Einmarschs der damaligen UDSSR in Afghanistan. 1984 folgte die Replik des Ostblocks zu den Spielen von Los Angeles.

Die Reihe ließe sich fortsetzen bis in unsere Gegenwart: Über Peking 2008, als man noch hoffte, China würde sich öffnen, über Sotschi 2014 bis in dieses Jahr.

Der Sport wird als Bühne von Autokraten genutzt mit dem Versuch, sich in der Welt positiv darzustellen. Russland wird nun demaskiert und ausgeschlossen aus dem, was den Sport ausmacht: Eine völkerverbindende Kraft zu sein mit den moralischen Grundsätzen aus dem Völkerrecht.
In der UN Charta heißt es; Ziel sei vor allem die Stärkung der Menschenrechte, der Verzicht territoriale Gewalt einem anderen Land  anzudrohen oder auszuüben. Die frühere UDSSR hatte das 1948 bei der Gründung der UN unterschrieben.

Durch sein Handeln hat Russland – genauer: Putin – das Völkerrecht gebrochen und mit Füßen getreten.

Sport und Politik, das zeigen die Beispiele, sind zwei Seiten einer Medaille!

Hans-Joachim Lorenz ist Vizepräsident Kommunikation / Werbung der Deutschen Olympischen Gesellschaft e.V. (DOG)

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