Mit den Werten und Tugenden des Sports die Krise überwinden
von Elvira Menzer-Haasis [ALLGEMEIN | GESELLSCHAFT]
Noch vor wenigen Wochen konnte sich kaum jemand vorstellen, in welcher ernsten Lage sich der bundesdeutsche gemeinnützige Sport heute befindet. Die schnelle Ausbreitung des neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2 – Covid-19) hat das öffentliche Leben in unserem Land zum Stillstand gebracht. Die Auswirkungen auf den organisierten Sport sind nicht zu übersehen: Der Trainings- und Übungsbetrieb fällt bis auf Weiteres aus, Spiele, Wettkämpfe und Turniere sind abgesagt, Fitness- und Gesundheitskurse finden nicht mehr statt. Ebenso müssen besondere Angebote für Kinder, Jugendliche und Senioren, Vereinsfeste sowie Jahresausflüge abgesagt oder verschoben werden. Diese Situation ist schwer zu ertragen.
Sorgen der Sportvereine
Wir wissen, dass angesichts dieser Entwicklung viele Sportvereine und auch Sportverbände beunruhigt sind und mit Blick auf die Vereinsfinanzen sorgenvoll in die Zukunft schauen. Können die Einnahmen auf einem Niveau gehalten werden, dass der Verein nach der Krise weitermachen kann? Werden wir mit den fortlaufenden Personalkosten für unsere haupt- und nebenamtlichen Beschäftigten alleine gelassen? Was geschieht mit den selbstständigen Trainerinnen und Trainern sowie Anbietern von Kursen, die den Vereinen verbunden sind? Diese und andere wichtige Fragen beschäftigen die vertretungsberechtigten Vorstände und weiteren Verantwortlichen in den Vereinen.
Als Vorsitzende der Konferenz der Landessportbünde wünsche ich mir deshalb, dass alle rund 27 Millionen Mitglieder der Sportvereine in Deutschland, den ehrenamtlich Engagierten – insbesondere den Vorständen – den Rücken stärken.
Halten Sie Ihrem Verein die Treue! Um das Vereinsschiff sicher und umsichtig durch diese äußerst belastende Zeit steuern zu können, sind die Verantwortlichen auf Solidarität, Unterstützung und Wohlwollen angewiesen. Die Konferenz ist sich sicher: Die starke Gemeinschaft der Mitglieder und der ehrenamtlich Engagierten wird den organisierten Sport durch die kommende Zeit tragen.
Bund und Land spannen Rettungsschirme auf
Der Bund und die Länder stehen dabei solidarisch an der Seite des organisierten Sports. Es wurden Sofort-Programme und Rettungsschirme verabschiedet, die auch den Sportvereinen helfen können, die finanziellen Folgen der Krise abzufedern. Dies gilt insbesondere für den wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb der Vereine. Es gibt Maßnahmen, – an erster Stelle das Kurzeitarbeitergeld –, mit deren Hilfe das in den Vereinen beschäftigte Personal vor Arbeitslosigkeit geschützt und die Personalausgaben für die Vereine deutlich entlastet werden können. Die Solo-Selbstständigen erhalten ebenfalls schnelle und unbürokratische Unterstützung.
In vielen Landessportbünden wurden mit den für den Sport zuständigen Ministerien Hilfen in unterschiedlichen Höhen und Zuschnitten zum Erhalt der Liquidität der Sportvereine und –verbände installiert.
Der ohnehin enge Kontakt zwischen organisiertem Sport und Bundes- bzw. Landespolitik ist während der Corona-Pandemie noch enger geworden. Der Erhalt des einzigartigen Sportvereins und-verbandswesen ist auch politischem Blickwinkel eine mit hoher Priorität versehene Aufgabe. Ausdruck davon ist die Sicherung der Fördermittel des Spitzensports, die weitere Gewährung von Bundesförderprogrammen wie beispielsweise „Integration durch Sport“ oder „Zusammenhalt durch Teilhabe“, welche der deutsche Sport umsetzt.
Auch in vielen anderen Facetten sind Möglichkeiten des Abfederns für Sportvereine geschaffen worden: Aussetzung der GEMA-Gebühren, Steuererleichterungen des Bundes, Veränderungen im Vereinsrecht u.v.m.
Mittel für Vereine in Not stehen bereit
Derzeit ist noch kaum zu überblicken, was die Pandemie für die gesamte Einnahmen- und Ausgabenseite der Sportvereine im Einzelfall bedeutet. Vieles hängt von der Mitgliederstärke, der Beschäftigtenzahl, dem Angebot und der Infrastruktur eines Vereins ab. Die Sportvereine sollen wegen der Corona-Krise nicht in eine existenzielle Schieflage geraten. Bestehende Zuschussprogramme sollen unverändert weiterlaufen. Nicht abgerufene Fördermittel sollten für andere Bereiche deckungsfähig einsetzbar sein, um Vereinen, die in existenzielle Not geraten oder sich besonderen Härten gegenübersehen, weitere Hilfen für den Fall anbieten zu können, dass die Rettungsschirme von Bund und Land nicht greifen.
Der organisierte Sport ist eine wichtige gemeinschaftsstiftende Kraft in Deutschland. Sportvereine sind keine Zweckbündnisse, sondern Wertegemeinschaften. Die Werte und Tugenden des Sports brauchen wir in dieser Krise mehr denn je. Dazu zählen Respekt und Fairness, dazu gehören Teamgeist und Disziplin. Unser Appell an Sie lautet: Halten Sie sich an die Regeln, bewahren Sie Abstand und helfen Sie – wenn es Ihnen irgendwie möglich ist – anderen Menschen, die sich nicht selbst helfen können.
Fotos:
Porträts Frau Menzer-Haasis: LSVBW
Beitragsfoto: Foto Huebner / picture alliance
Elvira Menzer-Haasis ist Präsidentin des Landessportverbandes Baden-Württemberg und Vorsitzende der Konferenz der Landessportbünde