Beste Rahmenbedingungen auch in Deutschland
Die Abwanderung von deutschen Sportlern auf amerikanische Unis ist nicht erst seit dem Absprung von Konstanze Klosterhalfen, Gina Lückenkemper und der Ankündigung von Malaika Mihambo, Weltmeisterin und Sportlerin des Jahres, zu Carl Lewis in die USA zu gehen, ein Thema. Beim Deutschen Leichtathletik-Verband wird über die Einrichtung einer Elitegruppe nachgedacht, möglicher Standort: Berlin. André Höhne, DLV-Bundestrainer Langstrecke, betreut am Olympischen und Paralympischen Trainingszentrum in Kienbaum, 40 Kilometer östlich von Berlin, eine Gruppe um Laufhoffnung Alina Reh aus Laichingen (Schwäbische Alb). Im Interview mit Ewald Walker äußert sich Höhne zur Abwanderungssituation. [ALLGEMEIN | RINGE]
Olympisches Feuer: André Höhne, junge Leistungssportler wechseln nach dem Abitur in die USA an Unis, die auf ihrem Campus beste Rahmenbedingungen für Leistungssport und Studium bieten. Wie sehen Sie diesen Trend, sind Sie als Trainer betroffen?
André Höhne: Ich habe diesen Trend wahrgenommen und war auch selbst schon mit jungen Athleten betroffen. Der Reiz dort liegt sicherlich in einer kompletten Betreuung auf dem Campus, sportlich und studienbezogen. Die Finanzierung des Studiums mit einem Stipendium spielt dabei eine wesentliche Rolle. Nach meiner Erfahrung ist die Betreuung im dortigen System aber nicht so optimal. Die Sportler müssen sich im Sportsystem der Unis ständig darstellen und fast jedes Wochenende Wettkämpfe absolvieren. Sie sind deshalb nicht selten ausgebrannt.
Olympisches Feuer: Was ist die Ursache für den Trend bei deutschen Spitzenathleten, nach USA zu gehen?
André Höhne: Sicherlich steckt dahinter eine entsprechende Vermarktungsstrategie durch ein Management, also sind finanzielle Aspekte maßgeblich. Ich denke aber nicht, dass das US-Sportsystem besser ist als das unsrige.
Olympisches Feuer: Was reizt die Athleten, nach Übersee zu gehen?
André Höhne: Die Athleten sind sicherlich stärker in Profi-Teams eingebunden. Aber die komplette Ausstattung mit Trainern, medizinischer, Physiotherapeutischer, und psychologischer Betreuung ist auch bei uns an den Olympiastützpunkten und Trainingszentren sehr gut gewähreistet.
Olympisches Feuer: Denken Sie da auch an das Bundesleistungszentrum Kienbaum, wo Sie selbst arbeiten…
André Höhne: Ja, und an das Sportforum in Berlin, einen der größten Olympiastützpunkte bundesweit. Wir haben hier vor der Haustür beste Rahmenbedingungen für den Hochleistungssport: Laufhalle, Schwimmhalle, Kraftraum, ärztliche und physiotherapeutische Betreuung sowie trainingswissenschaftliche Begleitung in Leipzig.
Olympisches Feuer: …aber noch keine Trainingsgruppe?
André Höhne: Um Alina Reh, die jetzt wiederholt längere Zeit aus dem Schwäbischen nach Kienbaum gekommen ist, versuchen wir eine leistungsstarke Gruppe aufzubauen.
Beitragsbilder: Picture Alliances: Alina Reh/Axel Kohring, André Höhne/Jan Haas; Bild Autor: Ewald Walker
Ewald Walker, Gymnasiallehrer (i.R.), freier Journalist, ehrenamtlich als Vereinsvorsitzender, Meeting-Organisator und Moderator tätig; Schwerpunkt sportpädagogische Dimension der Leichtathletik. Medienpreisträger des Deutschen Leichtathletik-Verbands (2014).