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Olympische Spiele ohne Zuschauer sind sinnentleerte Spiele

Ein Kommentar von Hans-Joachim Lorenz [RINGE | GESELLSCHAFT]

Olympische Spiele in Tokio 2021 sollen in -sechs Monaten ausgetragen werden . Das IOC und japanische Regierungsstellen bekräftigen ihre Absicht, das durchzusetzen, ungeachtet der nach wie vor grassierenden Corona-Pandemie in der Welt.

Als 2020 die Spiele um zunächst ein Jahr wegen Corona und aufgrund von öffentlichem Druck verschoben wurden, gab es die vage Hoffnung, dass sich die Situation weltweit verbessern könnte. Die Gegenwart lehrt uns, dass sich diese Hoffnung nicht erfüllt hat, und die gewaltigen Risiken sich bis zum Sommer auch nicht entscheidend reduzieren werden.

Fast 100 Millionen Menschen haben sich bisher infiziert, knapp 55 Millionen sind genesen, mehr als 2,1 Millionen Tote sind zu beklagen.

Allein die große Sportnation USA verzeichnet mehr als 400 000 Todesfälle, gefolgt von Brasilien und Großbritannien.

Die Zahlen steigen trotz der angelaufenen Impfungen und Maßnahmen im Kampf gegen das Virus.

Dieser Tatsache muss sich der Weltsport stellen.

Die Spiele von Tokio 2021 durchzuführen, ist kaum vorstellbar. Das IOC und Japan sollten sie absagen. Das wäre konsequent und würde der Situation gerecht, trotz der bitteren Folgen für Sportler und Sportlerinnen und den Weltsport insgesamt .

Olympische Spiele sollen völkerverbindend wirken. Diesem Anspruch können sie in diesem Jahr nicht gerecht werden.

Leere Stadien und Hallen, ein olympisches Dorf, in dem Abstand voneinander Gebot sein würde, wären die Folge. Es wären Spiele des Fernsehens ohne Publikum und damit sinnentleert.

Der Sport hat Vorbildfunktion, er ist ein elementarer Teil der Gesellschaft und muss sich seiner Verantwortung stellen. Das gilt gerade für ein weltumspannendes Ereignis wie Olympische Spiele.

IOC Präsident Thomas Bach versucht, dem gerecht zu werden, indem er bei der WHO dafür wirbt , für ärmere Länder Mittel bereit zu stellen, um Impfstoffe zu kaufen. Die Weltgesundheitsorganisation hatte bereits vorgesehen, dafür weit mehr als eine Milliarde Dollar aufzubringen.

Sollte hinter den Bemühungen des IOC-Präsidenten aber der Gedanke stehen , Olympiateilnehmer und Olympiateilnehmerinnen privilegiert zu impfen, so wäre das ein Verstoß gegen das soziale Fair Play. Das wäre den Menschen, die dringend Hilfe brauchen, kaum zu vermitteln. Ähnliche Überlegungen, in und für Deutschland wurden daher zurecht kritisiert.

Was bleibt?

Die Einigung von IOC und Japan über das weitere Vorgehen. Im Land wächst die Kritik an Tokio 2021, wenn man den Umfragen glauben kann. In außergewöhnlichen Situationen sind Olympische Spiele bereits ausgefallen: in den Kriegsjahren 1916, 1940 und 1944. Auch die gegenwärtige Situation ist außergewöhnlich.

Bitter wäre eine Absage der Spiele für die Sportler und Sportlerinnen. Über Jahre haben sie sich hart vorbereitet, um sich den Traum von Olympia zu erfüllen, teilweise auch unter großen Opfern und einer veränderten Lebensplanung.  Viele wissen nicht, ob sie noch einmal vier Jahre warten können, für einige wäre die Karriere beendet. Daher müssen die Sportler und Sportlerinnen über ihre Interessenvertretungen in die Entscheidung einbezogen werden.

Aber auch sie sind Teil der Gesellschaft und sehen, wie durch die Pandemie tausende Existenzen gefährdet sind. Auch diese Menschen haben hart gearbeitet und stehen vor dem Nichts. Das macht die Sorgen von Sportlern und Sportlerinnen nicht kleiner, hilft aber vielleicht , sich in vergleichende Situationen hinein zu denken.

Natürlich sind Olympische Spiele ein großer finanzieller Faktor. Fernseh- und Sponsorenverträge in Milliardenhöhe stehen auf dem Spiel. Gelder, die auch über das IOC als Förderung an die internationalen Sportverbände verteilt werden sollten. Finanzielle Überlegungen sind wichtig, können aber angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen nicht das letzte Wort sein.

Fazit:

Das IOC mit Thomas Bach an der Spitze sollte sich zu dem großen und konsequenten Schritt durchringen, Paris 2024 als nächstes Ziel auszurufen und es Japan zu ermöglichen Tokio 2032 auszurichten.

Das IOC mit Thomas Bach würde sich ein Denkmal setzen. Die Weltöffentlichkeit würde dankbar sein bei so viel Mut. Der olympische Gedanke mit seinen Werten würde dennoch weiter leben.

Fotos: Beitragsfoto: picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON |  Porträt: Hans-Joachim Lorenz/DOG

Hans-Joachim Lorenz ist Vizepräsident Kommunikation / Werbung der Deutschen Olympischen Gesellschaft e.V. (DOG)

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