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Deutschland ist Sportnation! Ein Plädoyer.

Der Beginn der European Championships in München, 50 Jahre nach den Olympischen Spielen 1972, bringt – u.a. – einmal mehr die Frage mit sich, ob und wie wichtig große, internationale Sport-Events für den Standort Deutschland sind. Der Vizepräsident Kommunikation / Werbung der Deutschen Olympischen Gesellschaft e.V. (DOG) ordnet das Thema historisch ein und kommentiert. Ein Plädoyer. Für Olympia. In Deutschland. In Berlin.

Von Hans-Joachim Lorenz

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Deutschland ist eine Sportnation! Daran ändert auch nichts, dass die Statistik bei den letzten großen Sportereignissen nun nicht gerade dazu taugte, als Beleg für diese These herzuhalten. In Tokio oder bei der gerade zu Ende gegangenen Leichtathletik-WM in den USA haben wir so schlecht abgeschnitten, wie nie zuvor.

Kleine Länder wie die Niederlande oder Uganda lagen im Medaillenspiegel vor uns. Doch das ist eine Frage des Systems im Spitzensport.

Andere Zahlen stehen indes für sich. Und für die Eingangsthese: Mehr als 23 Millionen Deutsche sind in rund 580.000 Sportvereinen Mitglied, fast zehn Millionen Ehrenamtliche engagieren sich.

Auch das Interesse an Großveranstaltungen ist nach wie vor groß. Jüngstes Beispiel: Die gerade beendete Fußball-EM der Frauen. In der Spitze haben rund 20 Millionen Zuschauer das Endspiel in der ARD verfolgt. Dazu ein grandioser Empfang des Teams auf dem Frankfurter Römer trotz knapper, unglücklicher Niederlage.

 

Sport funktioniert als Vorbild für Erfolg

Der Funke ist übergesprungen und das, obwohl schwere Krisen die öffentliche Diskussion zurzeit beherrschen; der Überfall Russlands auf die Ukraine, die damit verbundene Energiekrise, die Flüchtlinge, Corona, die Inflation und nicht zuletzt die wirtschaftliche Existenzangst vieler Menschen hierzulande.

Dennoch funktioniert der Sport als Vorbild für Erfolg! Warum dann eigentlich nicht beim Thema Olympia?

50 Jahre nach den Spielen von München, die fröhlich begannen und tragisch unterbrochen wurden durch den Terroranschlag von Palästinensern auf die Mannschaft Israels .17 Menschen starben, elf israelische Geiseln, ein Polizist und fünf Terroristen. „The games must go on“, sagte damals IOC Präsident Brundage und rief zur Fortsetzung der Spiele auf. Der Sport sollte siegen!

Warum sollte das also nicht auch für diese Krisenzeiten gelten?

Deutschland kann große Sportveranstaltungen mit vollen Stadien und viel Zuspruch auf vollen Fan-Meilen. Beispiel: Das sogenannte Sommermärchen – die Fußball-WM 2006. Oder die Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2009 in Berlin. In beiden Fällen schufen die Events das Bild von einem freundlichen, weltoffenen Deutschland. Sie waren beste Werbung für unser Land. Die bevorstehenden European Championships werden das fortsetzen.

Olympische Spiele aber sind in unserer Gesellschaft nicht verankert, leider! Dazu hat das IOC stark beigetragen. Geld hat die olympischen Werte fast zur Nebensache gemacht. Und konterkariert.

Spiele in Ländern, in denen die Menschenrechte brutal mit Füßen getreten werden, regiert von Despoten, die jeden Widerspruch rücksichtslos verfolgen lassen und ein IOC, das beschwichtigend danebensteht, ganz zu schweigen vom Umgang mit Doping!

Deutschlands Weitsprung-Star Malaika Mihambo – hier im Münchner Olympiastadion – zählt zu den ganz großen Zugnummern der Europameisterschaften

 

Anti-Olympia-Haltung führt in die falsche Richtung

Fakten, die Olympiagegnern vordergründig als Argument dienen, mobil zu machen gegen Spiele in Deutschland. Berlin, Leipzig, Hamburg und München mit seiner Bewerbung für Winterspiele haben die Folgen zu spüren bekommen.

Dennoch ist das ein Weg in die falsche Richtung! Olympia kann einen gewaltigen Schub geben für nachhaltige Infrastruktur und gesellschaftliche Frische. Daran hat Deutschland einen riesigen Bedarf. Olympia wäre eine große Chance, auch für jene, die Olympische Spiele aus ideologischen Gründen ablehnen. „Durch Deutschland muss ein Ruck gehen“, sagte einst der damalige Bundespräsident Roman Herzog, als die Situation stagnierte. Eine Aufbruchsstimmung, die durch das Thema Olympia stark befördert werden könnte.

Michael Mronz, Sport- und Eventmanager, hat das erkannt und engagiert sich seit Jahren für die Rhein-Ruhr Spiele und will Olympia in die Region bringen.  Mit aufwendig produzierten Informationen wurden die in der Region vorhandenen Sportstätten und die Infrastruktur präsentiert mit dem Ziel, bereits vorhandene Nachhaltigkeit als Voraussetzung für normale Spiele „jenseits von Gigantomanie“ darzustellen.

Politische Unterstützung durch die damalige Landesregierung in NRW blieb nicht aus. Aber das Thema ist eine nationale Aufgabe und Herausforderung für Politik und Gesellschaft. Beide müssen sich vereint in Position bringen!

Eine riesige Chance wie Olympia im eigenen Land darf nicht liegen gelassen werden, trotz der uns umgebenen schweren Krisen. 2036 wäre das Datum, auf das sich Deutschland bewerben könnte. Ja: Ein für Deutschland heikles Datum, 100 Jahre nach den von den Nazis missbrauchten Spielen. Aber eben auch ein besonders wichtiges Datum.

Eventmanager Michael Mronz kämpft um Spiele in Deutschland

 

Die Spiele gehören in die Hauptstadt

Ergo: Sollte sich Deutschland bewerben, kann es eigentlich nur Berlin sein. Spiele werden in der olympischen Geschichte an Städte, meist Metropolen, vergeben, nicht an Regionen – auch wenn diese mit einbezogen werden müssen.

Das sollte die Rhein-Ruhr Initiative fair akzeptieren.
Die Spiele von Berlin wären auch ein großes Signal gegen Rassismus und Antisemitismus.

„Die Spiele von Berlin 2036 wären eine sehr starke Botschaft an die Welt“ sagte Igal Carmi, Präsident des NOK Israels, „eine Botschaft von Werten, die bewahrt werden müssen“. Dem ist nichts hinzuzufügen! Bis auf die Tatsache: Deutschland ist eine große Sportnation!

 

Hans-Joachim Lorenz ist Vizepräsident Kommunikation / Werbung der Deutschen Olympischen Gesellschaft e.V. (DOG)

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